Darbee DVP5100CIE vs. Panasonic Reality Creation
Vor einigen Wochen haben wir in einem ausführlichen Special die Grundlagen und Ergebnisse von schärfeanhebenden Bildverbesserern aufgezeigt. Unter unterschiedlichen Namen wie „Super Resolution“, „Reality Creation,“ „Detail Clarity“, usw.. gehören diese mittlerweile zum festen Repertoire der meisten gehobenen Beamer-Klassen.
Zusätzlich gibt es auch externe Lösungen, die bekannteste unter ihnen: Der Darbee Dablet. Dieser Bildprozessor wird einfach in das Videosignal eingeschliffen und bereitet das Bild entsprechend der getroffenen Konfigurationen auf. In unserem ersten Shootout zwischen dem Darbee Dablet, der Sony Reality Creation und der Epson Super Resolution machte diese externe Lösung eine sehr gute Figur und konnte so manche Disziplin für sich entscheiden.
Nun erhielten wir die Luxus Version des Darbees, das Modell DVP-5100CIE, von dem deutschen Vertrieb, unserem Heimkino Partner Heimino-Partner24.com zum Test zur Verfügung gestellt.
Darbee DVP-5100CIE,
Das aktuelle Top-Modell des Darbee ist besonders für die Integration in spezialisierte Heimkinoräume gedacht, denn gegenüber dem Standard-Modell werden folgende Zusatzoptionen geboten:
– Das breite 19“ Zoll Gehäuse ist optimal für eine feste Installation im Geräte-Rack, entsprechende Montagewinkel liegen bei. Alle Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite.
– Ãœber den 5V IR Extender Port wird eine automatisierte Steuerung und damit Einbindung in Programmier-Systeme erleichtert.
– Ãœber die integrierte USB-Buchse können zukünftige Update komplett auch daheim eingespielt werden
– Die integrierten PhaseHD HDMI Treiberbausteine sorgen dafür, dass auch längere Kabelstrecken sich ohne Bildstörungen problemloser realisieren lassen.
Grund genug für uns, das Modell noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. Der Abwechslung zuliebe vergleichen wir ihn diesmal mit der Panasonic Variante „Detail Clarity“. Austragungsort war keiner unserer Heimkino Partner, sondern das Heimkino von Jens, ein langjähriger Kino-Enthusiast und Mitglied unseres „Bonner Heimkinostammtisches“, Gruß an dieser Stelle!
So muss es sein:
Optimierter Heimkinoraum daheim!
Mit über 3m breiter Cinemascope-Leinwand und kompletter Streulichtoptimierung dank schwarzer Wände ist hier ein optimaler und objektiver Vergleich in jeder Hinsicht gewährleistet. Los geht’s…
Anmerkungen vorab:
Dieser Test ist als Update zu unserem ersten Teil „Cine4Home-Dreikampf der Scharfmacher“ gedacht. Allen, die ihn noch nicht kennen, empfehlen wir die Lektüre vorab für die entsprechenden Hintergrundinformationen zur Funktionsweise nachträglicher Schärfealgorithmen.
Der Test: Praxisvergleich der einzelnen Systeme
Panasonic realisiert seine Detail Clarity mittels eines eigenen Bildchips, der anscheinend keine andere Aufgabe hat, als die digitale Bildschärfe zu kontrollieren.
Zu seiner Funktionsweise bekommt man entsprechende Informationen von Panasonic in Form eines anschaulichen Blockdiagramms:
Funktionsweise von Detail Clarity
Das eingehende Bildsignal gelangt zunächst in eine Frequenzanalyse. Diese ermöglicht es, das Bild in seine verschiedenen Schärfebereiche zu unterteilen.
Eine Mustererkennung soll dabei helfen, gewisse Strukturen zu erkennen und entsprechende Schärfeanhebungen zuzufügen. Je nach Ergebnis der ermittelten Frequenzbereiche werden die Bildelemente unterschiedlichen Schärfefiltern unterzogen:
Links: Herkömmliche Schärfefunktion
Rechts: Detail Clarity Technik mit regionalen Schärfefiltern
Die Detailabhängige Schärfeanhebung hat den Vorteil, dass gezielt nur die Bereiche im Bild in ihrer Schärfe betont werden, die auch wirklich im Fokus liegen. Partien mit geringer Detailauflösung werden damit auch nicht künstlich überbetont und bleiben visuell im Hintergrund, die Fokusebenen werden nicht verfälscht.
Insgesamt wirkt diese Technik durchdacht, vor allem der Aspekt unterschiedlicher Fokusebenen ist durch die Frequenzanalyse gut abgedeckt. Doch wie gut sich „Detail Clarity“ im Detail tatsächlich schlägt, wird der Praxistest zeigen.
Darbee nennt seine Technologie „Visual Presence“, ist aber bei technischen Erklärungen leider nicht so großzügig offen wie Panasonic. Das so genannte „Technologie-Whitepaper“, das wir auf der Herstellerseite finden, umschreibt die Technologie nur sehr vage an und ist vielmehr ein Werbetext zum geschichtlichen Werdegang des Firmengründers. Hier muss also das Ergebnis auf der Leinwand für sich selbst sprechen, um Rückschlüsse auf die Funktion machen zu können.
Beim Verkabeln des Darbee DVP5100 kann der Anwender nicht viel falsch machen: Über die „HDMI In“ Buchse wird die Signalquelle angeschlossen, an die „HDMI Out“ Buchse der Projektor oder TV, das war es auch schon.
Die Bedienung am Gerät ist ebenfalls selbsterklärend. Mit den Cursor-Tasten navigiert man durch die Menüs, mit der Enter-Taste bestätigt man die Eingabe. Der aktuelle Status wird über Leuchtdioden signalisiert, auf Wunsch kann man die doch hellen LEDs aber auch komplett deaktivieren.
Mangelhaft und der gehobenen Preisklasse nicht entsprechend ist die Fernbedienung im Scheckkarten-Format, die man sonst nur von Billig-Präsentationsbeamern kennt. Ihre Reichweite ist mittelmäßig, die Knöpfe schwer zu drücken. Zum Glück benötigt man sie nur selten, nachdem der Darbee einmal eingerichtet ist.
Soweit die Theorie, kommen wir nun zur Testpraxis. Dazu betrachten wir (wie im ersten Teil) eine Szene aus „Batman“, die jeder Filmfan kennt. Die letzten ruhigen Sekunden, bevor der Joker zuschlägt…
Im obigen Screenshot sehen wir die Szene in ihrer nativen Bluray-Darstellung ohne nachträgliche Bildbearbeitung. Unsere Auswahl wirkt überraschend unspektakulär, denn diese Szene „schreit“ nicht unbedingt nach einer nachträglichen Schärfeanhebung. Dennoch birgt sie einiges Potenzial für Verbesserungen, aber auch Fallen, die die Qualitätsunterschiede der Algorithmen aufzeigen.
Betrachten wir zunächst die dunkle Hose des Jokers: Im Kontrast zur hellen Straße ist hier im Original kein signifikantes Schärfedefizit zu erkennen. In der Makroaufnahme erkennt man allerdings, dass der Protagonist sich keinesfalls „schwarz auf weiß“ von dem Hintergrund abhebt. Die Ränder sind mit Graustufen ein wenig weichgezeichnet, allerdings nicht ohne Grund: Die „Mikrograutreppen“ sorgen dafür, dass die limitierte FullHD-Auflösung nicht zu ersichtlich wird, sie vermindern Treppenstufen und oben erläuterte „Aliasing“-Artefakte, die das Bild künstlich digital erscheinen lassen würden. Hier wurde also mit „Anti Aliasing“ ein Kompromiss aus Detailschärfe und Natürlichkeit angewendet.
Original
Doch perfekt ist dieses Mastering nicht, denn bei genauem Hinsehen wird eine leichte Doppelkontur neben den Beinen deutlich, hierbei handelt es sich um das so unschöne und ungewollte „Ringing“.
Detail Clarity
Die Detail Reality des Panasonic erkennt den Übergang als hohe Frequenz und schärft hier nach. Sie erkennt aber leider nicht die im Original vorhandenen Doppelkonturen und verstärkt diese. Dadurch wird das Bild überschärft und verliert Natürlichkeit.
Darbee
Der Darbee ist hier schlauer: Er schärft den Kontrastübergang nicht nach und lässt die Schärfe an dieser Stelle „unbehandelt“. Ausgeglichener sehen die Ergebnisse bei der Tasche aus:
Oben: Orignal
Links: Detail Clarity / Rechts: Darbee
Sowohl der Detail Clarity als auch dem Darbee gelingt die Schärfeerhöhung gegenüber dem Original. Die Nase vorn hat hier Panasonics Variante, das Ergebnis wirkt noch klarer, ohne überschärft zu sein. Den beabsichtigt unscharfen Hintergrund belassen beide ohne Nachschärfung, so soll es sein.
Oben: Orignal
Links: Detail Clarity / Rechts: Darbee
Ein ähnliches Ergebnis bei der Maske: Die Detail Clarity bewirkt den höchsten Schärfeeindruck, allerdings wird auch das Rauschen des Straßenhintergrundes verstärkt und in den Augenlöchern entstehen leichte Doppelkonturen. Aus diesen Gründen gibt es bei diesem Detail keinen Gewinner.
Auf zur nächsten Szene, bei dieser sind besondere Unterschiede in den Haaren und den Kratzern der Maske zu vernehmen.
Oben: Orignal
Links: Detail Clarity / Rechts: Darbee
Sowohl Detail Clarity als auch Darbee sorgen für einen Schärfegewinn, die Nase hat hier die Detail Clarity aber vorne: Ihr gelingt es, die Kunsthaare noch natürlicher und feiner herauszuarbeiten, das Bild gewinnt nicht nur Schärfe, sondern auch Natürlichkeit.
Darbee Demo Modus
Genug Mainstream, ein hervorragender Testfilm für Bilddetails ist Samsara, die „Fortsetzung“ von Baraka. Im Screenshot oben sehen wir den Darbee Demo-Modus im Splitscreen. Die linke Hälfte zeigt das Original, die rechte Hälfte das Darbee-bearbeitete Bild. Auch in diesem verkleinerten Foto kann man die höhere, aber nicht übertriebene Schärfe erkennen, der Darbee macht seine Arbeit sehr gut.
Was man aber leider in den Fotos dieses Artikels nicht zeigen kann: In Bewegungen, vor allem langsamen vertikalen Kameraschwenks, provoziert die Schärfeanhebung leichtes Kantenflimmern / Aliasing. Die Detail Clarity zeigt diese Nebenwirkungen nicht und gewinnt daher in der Bewegtdarstellung.
Wie unterschiedlich die beiden Algorithmen arbeiten, zeigt unser letztes Vergleichsbild. Wir beginnen mit einem Element, dass schon im Original nicht unbedingt unscharf ist: Den Augen.
Original
Im Vergleich zum Original (oben) schärft der Darbee (unten) die Konturen der Augenlieder nicht nach, erhöht aber an den Übergangsstellen das Gamma, dunkelt als die dunkleren Elemente und die roten Partien etwas nach. Durch diese Kontrastanhebung ergibt sich ein minimal angehobener Schärfeeindruck.
Darbee
Panasonics Detail Clarity „will hier mehr“: Sie versucht die Augenlieder nachzuschärfen, provoziert dabei aber nur Artefakte: Doppelkonturen werden gezogen und die goldene Haut körniger:
Detail Clarity
Ein umgekehrtes Bild zeigt sich in den roten „Haaren“ rechts und links, wie unsere Detailaufnahme aufzeigt.
Original
Detail Clarity
Darbee
Im Vergleich zu den „bearbeiteten“ Bildern wirkt da Original unschärfer. Der Darbee verbessert den Schärfeeindruck auch hier durch ein weiteres Abdunkeln der roten Partien. Allein der Detail Clarity gelingt es, die feine Struktur besser herauszuarbeiten, ohne diesmal Artefakte zu provozieren.
Fazit
Der direkte Vergleich zeigt die unterschiedlichen Arbeitsweisen der nachträglichen Schärfealgorithmen:
Panasonics Detail Clarity konzentriert sich, so wie auch vom Hersteller beworben, besonders auf feine Details und Strukturen. Diese werden zuverlässig verfeinert, doch leider bleibt dies nicht ohne Nebenwirkungen: Eventuelle Doppelkonturen des Originals werden ebenfalls nachgeschärft und somit noch auffälliger, auch Rauschen und Dithering werden stärker betont. Insgesamt überwiegen jedoch die Vorteile, es gilt: Je besser und artefaktfreier das Ausgangsmaterial, umso besser die Ergebnisse mit der Detail Clarity Funktion.
Ein wenig ausgewogener erschien uns erneut das Bild des Darbee DVP5100: Moderat konfiguriert, erhöht er die Bildschärfe merklich und dennoch subtil genug, ohne störende Artefakte wie Doppelkonturen, Aliasing oder Rauschen überzubetonen. Auch die Bildkomposition mit etwaig gewollten Unschärfen wird in den meisten Fällen nicht zu sehr verfremdet. Trotz seines stolzen Anschaffungspreises [€499.-] ist der Bildprozessor in der Lage, das Bild von Projektoren, die ab Werk nicht mit dedizierten Schärfealgorithmen ausgestattet sind, sichtbar aufzuwerten.
Für wen lohnt der Kauf? Zweifelsohne sind gut gemasterte Blurays scharf genug, so dass man auf zusätzliches „Nachschärfen“ verzichten kann. Bei mittelmäßigen Überspielungen hingegen, die leider nach wie vor die große Mehrheit des Filmangebotes ausmachen, ist der Darbee aber durchaus in der Lage, Defizite effektiv zu vermindern. Auf jeen Fall sinnvoll ist er für Projektoren, die keine eigenen Schärfealgorithmen wie Detail Clarity, Super Resolution oder Reality Creation verbaut haben.
Wir empfehlen einen persönlichen Vergleich bei einem unserer Heimkino Partner in ganz Deutschland.Â
Ekkehart Schmidt